Bei mir begann es mit dem vermeintlichen Haarausfall nach der Schwangerschaft meiner zweiten Tochter Ende 2014. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei, da man ja hörte und auch las, dass das total normal sein kann. Ich wunderte mich aber schon, dass es etwas heftig ausfiel. Aber weil ich nur 6 Monate nach der Geburt meiner ersten Tochter wieder schwanger wurde und der normale Haarausfall damals nicht stattfand, nahm ich an, nun kommt es einfach doppelt.

Das war mitunter ein Grund, warum ich sehr spät reagierte. So lange, bis ich so grosse Löcher hatte, die ich nicht mehr überdecken konnte. Dazu kam, dass mich mein Dermatologe nicht ernst genug nahm und ich erst in 6 Monaten einen Termin erhielt. Es war so schlimm für mich. Ich fühlte mich komplett missverstanden oder besser gesagt – gar nicht verstanden.
Bevor ich den grossen Schritt wagte, die paar restlichen Haare abzurasieren, ging ich einfach ohne Termin zum Hautarzt. Ich wollte, dass er sich meinen Kopf anschaut. Er sagte mir, dass es Alopecia areata sei. Ich hatte keine Ahnung was das nun bedeutete und verliess mit dieser Information und Kortison die Praxis. Ich war am Boden zerstört. Dr. Google erklärte mir zwar was Alopecia areata genau ist, machte mir aber auch Angst. Ich hatte mich noch nie mit dem Gedanken einer Glatze beschäftigen müssen. Und jetzt stand ich vor dem Spiegel mit einer schrecklichen Golum-Frisur auf dem Kopf und dem Rasierer in der Hand. Unter Tränen rasierte ich die letzten schulterlangen Haarfetzen ab. Aber zu meinem grossen Erstaunen war es eine mega Befreiung. Damit hätte ich nie gerechnet. Die Glatze sah so viel besser aus als dieses schüttere Haar. Nun musste ich keine Angst mehr vor dem Duschen haben oder nach dem Aufwachen am Morgen das Kopfkissen anzuschauen. Die Haare waren weg, aber mir ging es gut. Sehr gut.

Ich war bei unterschiedlichen Ärzten, da immer irgendjemand noch eine andere Idee hatte. Aber ich nahm nichts ein. Ich cremte zwar mein Haupt mit Kortison ein, sprühte eine für Frauen nicht geeignete Solution drauf, aber brach nach einiger Zeit und ausbleibendem Erfolg alles ab.
Jeder weitere Versuch war ein kleiner Hoffnungsschimmer, der trotzdem misslang. Daher wollte ich nicht mehr zu Ärzten, keine Cremes oder Solutions ausprobieren und begann, einfach zu akzeptieren. Nach kurzer Zeit ging es mir super. Viel besser als gewissen Menschen in meinem Umfeld. Einige litten massiv, andere bekamen starkes Mitleid. Aber ich selbst fühlte mich gut. Ich entschied mich komplett gegen Perücken, denn ich wollte Authentizität, welche ich nur mit Mützen hatte. Und zu Hause war mir am wohlsten „oben ohne“.

Mit meiner Akzeptanz und Zufriedenheit kamen die Haare langsam und komplett zurück. Ich hatte einen tollen Kurzhaarschnitt und freute mich natürlich. Hauptsächlich darüber „normal“ zu sein, nicht aufzufallen und keine bemitleidenden Blicke zu bekommen.
Die Freude hielt leider nur mässig lange an, denn mit der Schwangerschaft meines dritten Kindes fielen die Haare wieder aus.
Das war richtig schwierig. Ich haderte schwer. Ich war traurig und hatte 1000 Gedanken. Für mich war der Übergang, bzw. der erneute Haarausfall schwer zu ertragen.
In der Schwangerschaft war ich immerhin geschützt vor gut gemeintem Rat der Ärzte. Ich entschied mich, dass ich dieses Mal nichts mehr machen lasse und einfach lernen möchte, es zu akzeptieren – wohin mich mein Weg mit der Alopezie auch führen mag.
Kurze Zeit später war das komplette Kopfhaar weg. Ich freute mich auf meine dritte Tochter und das war das Wichtigste. Ihr ging es prima im Bauch und mit dieser Tatsache ging es mir auch gut.
Mit meinem runden Bauch und den Kopfbedeckungen fiel ich wahnsinnig auf. Ich hatte ein paar traurige Erlebnisse und war dann auch wegen genau diesen Erlebnissen froh, als die Kleine im August 2016 das Licht der Welt erblickte.
8 Monate nach ihrer Geburt kamen erstaunlicherweise gewisse Haarregionen zurück; der ganze Nacken blieb jedoch kahl, nicht ein Flaum war zu sehen. Stabil war diese Situation aber nicht. Es kamen und gingen jeweils kleinere bis mittlere Löcher, bis alles wieder grossflächiger wurde und ich nichts mehr verdecken konnte. Der Griff zum Rasierer war diesmal sehr schnell da. Ich war nur kurz traurig und haderte kaum.

„Il faut accepter“ wurde mein Lebensmotto und ich konnte mich daran halten. Geändert seit dem ersten oder zweiten Mal hat sich nicht viel. Einfach dass ich nun genau weiss, was ich will bzw. nicht will. Das sind nach wie vor keine Perücken, keine Tests, keine extra Arztbesuche, keine Cremes, usw. So geht es mir wirklich besser.
Ich bin gesund und das ist alles was zählt. Es sind nur Haare. Und ich bin auch ohne Kopfhaar ich selber.
Herzlichst, Caroline