Hallöchen ihr Lieben!
Ich bin Leonie, auch Leo genannt, 25 Jahre alt und habe Alopecia Areata auch kreisrunder Haarausfall genannt. Mit 21 Jahren habe ich meine Glatze bekommen. Erst ging es langsam und dann plötzlich immer schneller. Mittlerweile habe ich meine Glatze seit vier Jahren und ich kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen.
Im Sommer 2016 bemerkte ich beim Kaffee trinken mit einer Freundin, dass ich ein Loch in meiner linken Augenbraue habe. Ich war etwas verwundert, weil ich nicht wusste woher es kommt, aber habe mir dann erstmal nichts weiter dabei gedacht. Mit der Zeit wurde das Loch immer größer und meine linke Augenbraue verschwand komplett. Ich hatte damals Angst und konnte mir nicht erklären, warum es plötzlich so war. Ich wollte nicht, dass andere sehen, das ich nur noch eine Augenbraue im Gesicht habe. Ich versuchte mein Bestes mit übermalen, was nur mehr schlecht als recht gelang.
Im November 2016 bin ich dann endlich mal zu einem Hautarzt gegangen und der diagnostizierte mir Alopecia Areata auch kreisrunder Haarausfall genannt. Ich war echt geplättet und hatte große Angst, dass es schlimmer wird. Mein Hautarzt meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, dass sei wahrscheinlich nur eine Phase und verschrieb mir eine gering dosierte Kortison Salbe, die ich mir täglich auf die nicht vorhandene Augenbraue cremen sollte. Die Salbe wirkte nicht und ich ging einmal im Monat zur Kontrolle. Ganz langsam wurde der Haarausfall immer mehr. Mein Arzt schickte mich in die Hautklinik, wo mir eine tropische Immuntherapie angeboten wurde. Diese Therapie sollte 150 Sitzungen haben. Ich dachte, wer weiß vielleicht hilft es, aber nach der dritten Therapie habe ich das Kortison schon nicht mehr vertragen und gefüllt ging es mit Beginn der Therapie plötzlich sehr schnell mit dem Haarausfall.
Keine drei Monate brauchte mein Köper und ich war komplett haarlos. In der Woche, in der ich meine Glatze bekam, war ich krankgeschrieben. Es hat mich sehr belastet und runter gezogen nicht zu wissen wie es weiter geht, wie werde ich mit der Glatze umgehen, wie werden die anderen mit mir und meiner Glatze umgehen und werde ich wieder glücklich werden? So viele Dinge schwebten mir im Kopf.
Deshalb beschloss ich eine Liste zu schreiben mit positiven und negativen Dingen zu der Glatze. Am Ende hatte ich mehr positive Dinge auf meiner Liste stehen und beschloss, dass es nun so weit ist. Ich werde mutig sein, auch wenn ich Angst habe und mir meine letzten Haare auf dem Kopf mir von einer meiner besten Freundinnen abrasieren lassen. Es war für uns beide eine große Sache. Ich vermutete, dass ich dabei weinen würde, aber es war genau das Gegenteil. Ich saß auf meinem Stuhl und fing an zu strahlen und zu lachen. Ich merkte wie die Haare von meinem Kopf verschwanden und je weiter wir mit der Rasur waren, desto mehr viel mir ein riesiger Stein vom Herzen.
Ich war so erleichtert und befreit, als dieser große Schritte gemacht war und merkte plötzlich die Stärke in mir und das positive, was mir die anderen Menschen entgegenbrachten. Ich nahm mir an dem Tag vor, keine Angst mehr zu haben, stark zu sein, mich zu zeigen wie ich bin, anderen Mut zu machen und Alopecia Areata bekannter zu machen. Drei Tage lief ich mit Tuch oder Mütze rum, weil ich mich an mein neues Ich gewöhnen musste.
Aber als ich mich dann „oben ohne“ aus dem Haus getraut hatte, war es für mich das natürlichste auf der Welt. Am Anfang merkte ich die Blicke der anderen, doch irgendwann gar nicht mehr. Manche sprechen mich auch auf der Straße an, weil sie wissen wollen was ich habe oder wollen mir sagen, dass sie es schön und mutig finden eine Frau mit Glatze durch die Welt spazieren zu sehen. Durch Alopecia bin ich selbstbewusster geworden, durfte viele tolle Erfahrungen machen mit anderen Menschen, denen ich auf der Straße begegne, die mir auf Social Media schreiben, weil sie Fragen oder Ängste haben, da sie in derselben Situation sind wie ich damals und habe starke Frauen kennenlernen dürfen die auch Alopecia haben und sich nicht unterkriegen lassen und sich nicht verstecken. Es kommt immer drauf an, wie man mit seiner Geschichte umgeht. Wenn du dich selbst respektierst, tun die anderen es auch.
Ich möchte mit meiner Geschichte allen Menschen Mut machen und sagen, du bist schön ob mit oder ohne Haar!