Ich möchte euch heute gerne meine persönliche Geschichte erzählen – Ich bin Vanessa Gabriela Lange, 20 Jahre alt und habe seit 7 Jahren Alopecia Areata Universalis.
Ich hatte als Kind wundervolle lange, blonde Locken, doch leider wurde ich im Kindergarten und auch in der Schule deswegen ziemlich gemobbt. Warum? Ich habe bis heute keine Ahnung. Zu der Zeit wünschte ich mir, ich hätte andere Haare….
Wie das Leben so spielt, setzte dann im April 2011 die Autoimmunkrankheit Alopecia Areata so langsam aber sicher ein. Nach kurzer Zeit hatte ich nur noch ganz feine kleine Haarbüschel am Hinterkopf. Aufgrund der Sichtbarkeit des Haarverlustes ging das Mobbing auf der Schule direkt weiter. Mein ganzes Umfeld, sei es in der Schule oder in der Nachbarschaft hat meine Situation nie richtig verstanden. Sie fragten nie nach oder haben sich auf irgendeine Weise dafür interessiert. Stattdessen setzten Sie Gerüchte in die Welt, ich hätte Krebs oder ich würde mir die Haar absichtlich ausreissen.
Als ich im Oktober völlig kahl war, und damit meine ich wirklich kahl, ich hatte am ganzen Körper auf einmal gar keine Haare mehr, brach für mich eine Welt zusammen. Mit 14 Jahren stand ich also Tag für Tag vor dem Spiegel und fragte mich: „Warum muss mich das treffen? Warum sind genau mir die Haare, Augenbrauen und Wimpern ausgefallen?“ Ich wusste in den folgenden Jahren nicht, wie ich damit klarkommen soll. Ich weinte und weinte, auch zusammen mit meiner Mama, die ebenso unter der Situation litt, wie ich.
Zusammen mit meiner Mama rannte ich von Arzt zu Arzt, vom Bodensee bis nach Freiburg. Ich unterzog mich den verschiedensten Behandlungsmethoden. Unter anderem auch einer, bei welcher mir mit einer Art Pistole Kortison unter die Kopfhaut „geschossen“ wurde. Doch diese sehr schmerzhafte und sehr teure Behandlung brachte nichts. Kein Arzt und keine Untersuchung brachte eine Klärung. Sie fanden nichts, ausser einen Vitamin B-12-Mängel und diagnostizierten mich sogar als kerngesund.
Im November 2011 zogen wir von Deutschland in die Schweiz, wo uns ein Hautarzt in Wallisellen empfohlen wurde. Dieser erklärte uns, dass meine Krankheit eine Entzündung meines Immunsystems sei. Er nannte uns eine Immuntherapie, die sich DCP-Behandlung nennt. So schöpfte ich etwas Hoffnung, dass dadurch meine Haare wieder kommen könnten. Aber auch diese Therapie brachte leider keinen Erfolg. Selbst dann nicht, als wir es ein weiteres Jahr mit dieser Behandlung versuchten.
Durch ihre Geschichten löste sich in mir etwas, was ich mit Worten nicht beschreiben kann. Es motivierte mich, andere Alopecia-Betroffene kennen zu lernen und zu treffen. Mit den Jahren habe ich gelernt, mit dieser Krankheit umzugehen und trug meine Perücke. Seit an ging ich gestärkt und mit neuer Energie durch mein Leben.
Im Juli 2016 war ich zur Stärkung meiner Seele zur Kur in St. Gallen/Schweiz. Schon nach einer Woche Therapie merkte ich, dass ich gerade dabei war die Krankheit mit allen ihren Facetten zu akzeptieren und mich so zu lieben, wie ich eben bin. Es viel mir auf, dass ich mit meinem Erscheinungsbild, also mit meiner Glatze, auch irgendwie einzigartig bin und so kam es, dass ich fortan auf meine Perücke verzichtet habe.
Heute bin ich sehr glücklich und liebe meine Leben „oben ohne“. Es ist gutes Gefühl zu wissen, dass ich mit dieser Krankheit nicht alleine bin.
Solche Treffen, Shootings und Modenschauen geben mir so viel Mut, Kraft, Zuversicht aber auch Selbstvertrauen, mit Motivation, Spass und Freude durch s Leben zu gehen und meine ganz eigene Story zu schreiben.
Aus dem Leben eines Alopecianers – von Vanessa Gabriela Lange